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Ackern für die Artenvielfalt: Praxisschulung für naturnahe Flächen

16.01.2025
Vörstetten/Bad Waldsee– Schaufeln, Rechen und Zwiebelstecker sind das Lehrmaterial bei „Natur nah dran“. Gemeinsam mit rund 30 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus anderen Kommunen hat das Bauhofteam Vörstetten in einer Praxis-Schulung am Dienstag, 26. September, in Bad Waldsee mehrere öffentliche Grünflächen mit Wildpflanzen bestückt. Mit dem dort erworbenen Wissen startet nun die Umgestaltung vor Ort: Bis Mitte 2024 werden mit dem NABU-Förderprojekt „Natur nah dran“ artenreiche Wildblumenwiesen und Wildstaudensäume entstehen.

„Die Bevölkerung darf sich auf mehr lebendige Natur direkt vor der Haustür freuen. Schließlich profitieren nicht nur Bienen und Schmetterlinge – sondern die naturnahen Flächen laden Jung und Alt zum Verweilen, Staunen und Erleben ein“, schwärmt NABU-Projektleiter Martin Klatt. „Beobachten lohnt sich, denn die Flächen verändern sich ständig. Im nächsten Jahr werden noch einige einjährige Pflanzen blühen, etwa Kornblume und Mohn. In den Folgejahren kommen dann die mehrjährigen zum Vorschein und nach und nach etabliert sich eine stabile Pflanzengemeinschaft“, beschreibt Martin Klatt die Dynamik.

„Wir sind gespannt darauf, hier in Vörstetten in die Tat umzusetzen, was wir bei der ‚Natur nah dran‘-Schulung gelernt haben. In den nächsten Wochen und Monaten werden wir Wildblumen aussähen, Zwiebeln stecken und Stauden pflanzen“, freuen sich Franz Nunhofer und Karsten Pfeffer „Es war toll, sich mit anderen Kommunen auszutauschen, die mit der naturnahen Grünflächenpflege beginnen.“

Der Boden, auf dem Wildpflanzen gedeihen
Bei der Schulung in Bad Waldsee wurde exemplarisch erklärt, wie die Flächen in den übrigen Kommunen angelegt werden sollen. Unter Anleitung der Naturgartenfachleute Dr. Reinhard Witt und Dr. Eva Distler lernten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verschiedene Methoden kennen. Dabei kommt es vor allem auf die Vorbereitung des Bodens an. „Je magerer der Boden, desto bunter, also artenreicher“, so Naturgartenplaner Witt. „Außerdem wollen wir keine Samen oder Wurzelstücke von wuchernden Arten im Boden, die nachher die gewünschten Pflanzen verdrängen.“ An einigen Standorten wird der Boden deshalb durch Schotter und Kompost ausgetauscht. Das gibt zunächst ein trostloses Bild ab. Naturgartenplanerin Distler warb für Geduld: „Die neuen Flächen sind nicht mit den verrufenen Schottergärten zu verwechseln, auch wenn sie aktuell so ähnlich aussehen. In einigen Monaten verwandeln sie sich zu Nahrungsquellen für Insekten. Wenn im Frühjahr die ersten Frühblüher aufgehen, profitieren zum Beispiel Hummeln und Mauerbienen.“

Vörstetten gestaltet insgesamt 6 Flächen naturnah um
Die Gemeinde Vörstetten ist eine von 15 Städten und Gemeinden, die dieses Jahr ins NABU-Programm „Natur nah dran“ aufgenommen wurden. Die Förderung umfasst neben finanzieller Unterstützung unter anderem die Schulungen für kommunale Angestellte. Außer Vörstetten] waren Mitarbeitende aus Baienfurt, Böblingen, Ehingen, Herrenberg, Schwendi und Singen zu Gast in Bad Waldsee. Acht weitere Kommunen trafen sich am 26. September in Bad Waldsee zur gleichen Schulung.

Hintergrund:
Das NABU-Projekt „Natur nah dran 2.0“ wird gefördert durch das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg. Ziel ist es, Städte und Gemeinden mit Rat und Tat dabei zu unterstützen, Grünflächen im Sinne der Biodiversität umzugestalten. Von 2022 bis 2027 werden jährlich 15 Städte und Gemeinden gefördert. In der ersten Projektstaffel wandelten von 2016 bis 2021 bereits 61 Kommunen über 230.000 Quadratmeter naturnah um.